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Stadtkirche Friedland

Zur Baugeschichte:

Ursprünglich standen (bis zum Jahr 1822) auf dem Marktplatz zu Friedland zwei kleinere Kirchen, deren Baudaten nicht bekannt sind. Die sogenannte „deutsche Kirche“ diente den Friedländer Bürgern als gottesdienstliche Stätte, während die „wendische“ oder „Landkirche“ von den Einwohnern der umliegenden Dörfer genutzt wurde. Doch dann kam die Nacht zum 7. Dezember 1822. In diesem Zusammenhang ist überliefert: „In den Frühstunden des 7ten Decembers, wurde durch eine, mit fast beyspielloser Gewalt um sich greifende Feuersbrunst, der beyweitem größte Theil der Stadt Friedland binnen weniger Stunden in Asche gelegt. 21 Groß-Bürger-Gehöfte und 38 Klein-Bürger-Gehöfte mit allen Nebengebäuden und Stallungen, 43 Scheunen, 2 Kommun-Gebäude, die Kirche der Landgemeinde und die jüdische Synagoge sind völlig niedergebrannt. 153 Familien, bestehend aus 579 Personen, haben weder Obdach noch Nahrung. Die Leichname drey verbrannter Menschen hat man bereits aus dem Schutt gegraben; drey andere Personen werden noch vermißt. In der ganzen Stadt ist nichts stehen geblieben als das Amt, die Stadtkirche und 31 Häuser.“

 

Die wendische Kirche wurde nicht wieder aufgebaut. Statt dessen wurde in den Jahren 1825 bis 1828 die deutsche Kirche durch einen gotisierenden Erweiterungsbau vergrößert. Die Kirche ist ein langgestreckter Putzbau und mit einem Satteldach versehen. An den Langseiten (Nord und Süd) hat sie große Spitzbogenfenster mit mehrfach gestuftem Gewände und gotisierendem Holzmaßwerk. Den fünfseitigen eingezogenen Ostabschluß erhielt der Sakralbau im Jahre 1846. Desweiteren hat die Kirche einen eingezogenen quadratischen Westturm, der im oberen Teil verbrettert ist. Hier befinden sich auch - auf allen Seiten – die Schallöffnungen. Die Bronze-Glocke datiert aus dem Jahre 1570 und wurde von Kaspar Resiger gegossen.

Der Turm hat einen mit Holzschindeln verschalten Spitzhelm. Er wird durch eine Kugel, eine Wetterfahne und ein Kreuz abgeschlossen. Die Wetterfahne zeigt die Jahreszahlen „1730“, „1881“ und „1990“. Auf dem Ostgiebel befindet sich ein weiteres Kreuz.

 

Im Jahre 1990 wurde die Kirche umfassend saniert. Sie erhielt u. a. ein neues Dach und einen neuen Außenanstrich.

Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

 

Zur Ausstattung:

 

Der Altar wird durch ein hölzernes Kruzifix geschmückt. Der Corpus ist vergoldet. Die Enden des Kreuzes zeigen die vier Evangelisten-Symbole. Einem Schild auf der Rückseite des Kruzifix-Sockels ist zu entnehmen,daß dieses Kruzifix am 4. September 1888 von Carl Heinrich und seiner Ehefrau Henriette, geb. Haertel, der Kirchengemeinde gestiftet worden ist. Im Apsis- bzw. Altarraum, der vier Stufen erhöht liegt, befindet sich ein hölzerner Umgang mit Balustrade. Er wird rechts durch die Kanzel abgeschlossen. Die Kanzel hat einen polygonen Korb und einen Schalldeckel. Links vor dem Altarraum steht die hölzerne Taufe. Sie ist achtseitig und datiert, wie die Kanzel, aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Messing-Taufschale entstand im Jahre 1690. An der linken Wand – in der nordöstlichen Ecke – hängt ein gemaltes rechteckiges Bild, das die Predigt Johannes des Täufers zur Darstellung bringt. Die Kirche hat eine dreiseitige hölzerne Empore. Auf der Westempore hat die Orgel ihren Platz. Sie hat zwei Manuale, Pedal und 15 Register. Das Instrument ist das Opus 1740 von Wilhelm Sauer (Frankfurt (Oder)) und wurde im Jahre 1962 erbaut.

Im Innern hat die Kirche eine flache Putzdecke. Im Jahre 1999 wurde eine Innenrenovierung durchgeführt.

 

Neben Gottesdiensten finden in der Kirche auch Chor- und Instrumentalkonzerte statt.

 

03.08.1301 

Erste belegte urkundliche Erwähnung des Ortes Friedland als „castrum et oppidum Vredeburch“ in der Lausitz (mehrere Artikel sprechen als erste urkundliche Erwähnung vom Jahr 1235 von der Stadt Fredberg (Friedeberg), nennen aber die Quelle bzw. Urkunde nicht).

1307

Herrschaft Friedland wahrscheinlich im Besitz des Timo von Strehla (Strehle). In einer Urkunde des Klosters Neuzelle tritt der Pleban (Pfarrer) Martin aus Wredelandt (Friedland) als Zeuge auf, damit muss auch eine Kirche existieren.

1346

In der Aufführung der Kirchenorte der Stiftsmatrikel von Meißen ist Friedland genannt. Friedland besaß zwei Kirchen – eine Deutsche Kirche für die Stadtbevölkerung und eine wendische Kirche daneben für die umliegenden Dörfer. Auch musste der Kaplane wendisch sprechen, um die Predigten in der Sprache der hier ansässigen Bevölkerung zu halten.

1373

Die Niederlausitz steht unter böhmischer Oberhoheit.

1406

Im Stadtbuch werden der "Pfarrer" und der "Capellan" genannt. Die Stadt hatte also damals schon zwei Geistliche. Ob aber auch in jener Zeit schon das benachbarte Reudnitz, das eine eigene Kirche bereits 1346 besaß, von Friedland aus versehen werden musste, ließ sich bisher urkundlich nicht erweisen, ist aber anzunehmen. „Wenn eine Sechswöchnerin oder eine Braut zur Kirche gehen, so mögen sie bitten so viel Frauen sie wollen, die mit ihnen gehen, und ob sie ihrer wohl wenig bitten, da hat der Pfarrherr nichts darum zu reden; auch mögen sie dem Kaplan einzuleiten geben in die Hand, was in ihrer Habe stehet, da hat man Ihnen nicht einzusprechen, ob desselben auch wenig wäre“. Der Schulmeister hatte die Kirchengeräte in Verwahrung und läutete die Glocken. „Wenn man ein Kind tauft, so gehöret dem Schulmeister zwei Heller oder die Schüssel mit dem Salz, die man dazu bringt“. (alle Zitate[1])

1515 

Der Abendmahlskelch wird von Liborius Schapelow gestiftet – er war seit 1495 Komtur des Johanniterordens in Lagow. Er trägt die Inschrift: „IDCZUNT KVMT HERZCU. JA! DISER KELK IST GEGEWEN GADE  SCV LAME VNDE IN DER ERE DER ZCENDVSENT RITTER VAN LIBORIUS SCHAPELOW! GO IN DEM 1515.“ – Jetzund kommt herzu. Ja!. Dieser Kelch ist gegeben Gott zu Lobe und in der Ehre der zehntausend Ritter, von Liborius Schapelow! In dem Jahr 1515.

1518

Verpfändeten die Vormünder Kaspars von Köckritz Schloss und die Stadt samt den zugehörigen Dörfern an den Johanniter-ordensmeister Georg von Schlabrendorf. Als Pfand wird der Besitzstand angegeben, mit dem Schloss und der Stadt Friedland, Leißnitz mit Kuhnshof, Leißnitzer See, Dammendorf einschließlich Heidereiterei(Forstrevier), Klein Briesen, Chossewitz einschließlich Jankemühle, Grunow, Günthersdorf, Karras, Lindow, Mixdorf, Groß Muckrow, Klein Muckrow, Klingemühle, Zeust, Oelsen und Reudnitz, die Vorwerke Friedland, Reudnitz, Weichensdorf und Mixdorf und die Hackschäferei vor den Toren Friedlands gelegen – diese Aufstellung des Amtes erscheint in jeder weiteren Darstellung als Begrenzung der Herrschaft Friedland bzw. des Johanniter Ordensamtes.

1533

Endgültiger Verkauf der Herrschaft Friedland an den Johanniter Ordensmeister Veit von Thümen.

1540

Friedland wird protestantisch (Reformation). Nach dem Regierungsantritt des Markgrafen Hans von Küstrin 1535 trat auch der Johanniterorden zum protestantischen Glauben über.

1542

Das Ordensamt lässt eine Liste seiner gesamten Einwohner erstellen – Dorflisten – Friedland hat 22 Bürger, 20 Kossäten.

1618 – 1648

Dreißigjähriger Krieg

1619/20

2. großer Stadtbrand, dem fast die gesamte Stadt und auch die Burg/Schloss bis auf die Grundmauern zum Opfer fielen.

1643–1650

Schwedische Truppen im Amt Friedland. Besetzung der Stadt und des Amtes. Führung der Amtsgeschäfte durch den schwedischen Oberst Wittkopf.

30.05.1635

Frieden zu Prag – die Niederlausitz fällt als erbliches Eigentum an den Kurfürsten von Sachsen.

09.12.1652

Zum regierenden Herrenmeister des „hochlöblichen Johanniter Ordens in der Mark, Sachsen, Pommern und Wendland“ wird Johann Moritz Fürst zu Nassau eindeutig erkoren.

1663

Der Kirchturm wurde neu im oberen Teil über dem Mauerwerk erbaut und teils mit Schindeln und teils mit Brettern gedeckt.

1669

Umbauten und Reparatur an der wendischen Kirche in Friedland sowie Bau einer wendischen Küsterwohnung in Günthersdorf.

1690

Die Messingtaufschale wurde gestiftet und trägt die Inschrift: „Gotfried Henning, Zöllner zu Lossow, Anna Albrechtin“. Die Hennings besaßen vor und nach 1700 lange Zeit die unweit der Stadt gelegene Wuggelmühle.

1773

Die erste jüdische Familie, aus Müllrose stammend wurde in Friedland ansässig.

24.05.1687

3. Großer Stadtbrand, dem die gesamte Stadt in einer halben Stunde nebst den Gotteshäusern und dem Kirchturm mit Glocken, Schule, Pfarrhäusern und Mühle zum Opfer fielen.

1728/29

Kirchturmbau an der deutschen Kirche zu Friedland – Datum an der Wetterfahne 1730.

1756-1763

Siebenjähriger Krieg – der vergoldete Abendmahlskelch wird 1759 von einem russischen Kosaken entführt.

1760

Der Vorgang der Kelchrückführung wird für die Kirche notiert und ist auch auf dem Kelch nachzulesen.

1767

Die Kirchhofsmauer  wurde neu aufgeführt.

1767- 1776

Neubau für die Kirchen von Klein Muckrow, Chossewitz und Grunow einschließlich einer Reparatur aller bestehenden Kirchen des Ordensamtes.

1768

war eine Reparatur des Kirchturmes nötig, wozu „sechs Eichen zu Spänen, den Turm zu decken", frei aus dem Dammendorfer Forst geliefert wurden. Wahrscheinlich gingen mit diesen Bauarbeiten auch die Kirchenglocken zum Umgießen nach Berlin.

1776

Die zwei umgegossenen Glocken wurden der Kirche wieder übergeben.

Die Inschrift der großen Glocke lautet: „Thue auf deinen Mund, auf das des Herrn Lob verkündet werde - Diese Glocke hat der Cammer Rath Hubert auf Verlangen seiner in Friedland den 16.Januariy 1776 verstorbenen Frauen Annen Katharinen geborenen Voigten für eigenen Kosten umgießen lassen von I. F. Thiele in Berlin". Die Inschrift der kleinen Glocke besagt: „Die Kosten für das Umgießen dieser Glocke hat der Oberamtmann Kroll aus eigenen Mitteln bestritten. Me fezit I. F. Thiele in Berlin 1776“. Kroll war Pächter des Ordens-vorwerkes Reudnitz. An ihn erinnert noch die ehemalige Schäferei „Krollshof“. Er ruht auf dem Reudnitzer Friedhof. Die letzte Kirchenbucheintragung über eine Beisetzung in der Kirche datiert vom 26.Januar; es handelte sich um die Gattin des Amtsrats Karl Hubert, Anna Katharina geb. Vogt.

1795

Wieder wurde am Turm der deutschen Kirche gebaut und repariert.

08.07.1811

Säkularisierung des Johanniterordens.

1815

Die Niederlausitz wird preußisch und damit Friedland ein preußisches Rentamt bis 1875 im Regierungsbezirk Frankfurt (O) im Kreise Lübben.

07.12.1822

5. Stadtbrand[11] bei dem zwei Drittel der Stadt zerstört wird u. a. auch die wendische Kirche.

1825-1828 

Erweiterungsbau an die deutsche Kirche nach dem Stadtbrand von 1822. Zu diesem Bau hat man die 2.000 Taler Kirchenvermögen benutzt und noch 2.000 Taler Schulden machen müssen.

1827 

Der König schenkte der Stadt zur Erweiterung der deutschen Kirche 1.000 Taler, ein Kruzifix und zwei gusseiserne Altarleuchter.

1838

Die Kirche erhält von Johann Michael Sternberg, einem gebürtigen Friedländer, der in Frankfurt(Oder) zu beträchtlichem Wohlstand gekommen war, zwei Kronleuchter.

1846

Fertigstellung des 5-seitigen Ostabschlusses der Kirche.

1888

Frau Stabsarzt Dr. Krüger schenkte zwei Altarleuchter. Carl und Henriette Heinrich spendeten im selben Jahre das Kruzifix.

03.08.1896

Aufsetzen des Kirchturmes auf die Kirche aus Spenden der Einwohner Friedlands.

1906

Gründung des Diakonievereins, Zwei weitere Kronleuchter werden Weihnachten 1906 von Theodor Gressel gestiftete.

1913/14

Bau der Oberpfarre, dem heutigen Pfarrhaus, auf dem ehemaligen Gebiet des Amtsgartens. Die Stadt überließ der Kirche das Grundstück.

1931

Der Hotelbesitzer Krüger und sein Sohn, der Kaufmann Hermann Krüger, schenken der Kirche die dritte und kleinste Glocke. Ihre Inschrift lautet: „Consolor Viva, Fleo Mortus, Pello Nociva."

1936

Pfarrer Wolf kehrt am 4. Mai nach Friedland zurück und ist bis Dezember 1941 (Einberufung zur Wehrmacht) und wieder nach dem Krieg bis 1946 als Pfarrer in Friedland tätig.

25.09.1952

Übergabe der neu gebauten Leichenhalle (im NAW – Nationales Aufbauwerk) auf dem Friedhof, finanziert durch Geldspenden der Bevölkerung und Mitinitiative des ehemaligen Bürgermeisters Krause.

1962

Einbau der Sauer-Orgel Opus 1740.

1990

Umfassende Sanierungsarbeiten an Dach, Turm  und Fassade der Kirche.

1995/96

Das evangelische Pfarrhaus erhält eine neue Fassade.

11.07.1998 

Einweihung des neu gestalteten Marktplatzes, Wiederherstellung des Kriegerdenkmales und Anbringung des Grabsteines an der Kirche, Bürger Hünecke. Gefunden bei der Aufnahme und Neupflasterung des Marktes vor der Kirche.

1999

Innenrenovierung der Kirche.

02.06.2001

Ökumenischer Gottesdienst zur 700-Jahr-Feier der Stadt Friedland mit allen 8 Partnerstädten.

ab 2002

regelmäßige Konzerte in der Kirche